Meine Erwartungen an meine Kinder
Meine Töchter sind vier und fünfeinhalb Jahre alt. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich zu hohe Erwartungen an sie habe, unter anderem folgende:
Sie lassen mich jede Nacht durchschlafen, sie essen jederzeit mit Besteck, und es gehen keine Getränke und Essen daneben, sie können stets ruhig mit den Erwachsenen am Tisch sitzen, sie schreien nicht mehr wie Babys und sie können sich innerhalb von zehn Minuten sel,ber bereit machen, um nach draußen zu gehen, und das Zubettgehen läuft problemlos ab.
Die Realität
Die Realität sieht aber (natürlich) ganz anders aus: In der einen Nacht weckt mich die Große, weil sie Angst hat. In der nächsten die Kleine, weil sie hustet. In der darauf folgenden Nacht weckt mich erneut die ältere Tochter, da ihr Bein schmerzt. Und noch eine Nacht später ist es die Kleine, die Angst vor den Schatten im Zimmer hat und meine psychische Unterstützung braucht. Nach vier unterbrochenen Nächten gibt es mal eine Nacht, welche ich von meinen Kindern in Ruhe gelassen werde. Dafür schnarcht mein Ehemann wie eine Motorsäge, aber das ist eine andere Geschichte.
Während der Malzeiten essen beide Töchter zwischendurch mal genüsslich mit den Fingern, streichen diese anschließend in die Haare, wobei eines der Mädels daraufhin auch noch aus Versehen das volle Trinkglas vom Tisch stößt. Mama darf dann das Ganze aufputzen. Am intensivsten fährt mir das frühmorgens vor meinem ersten Kaffe ein.
„Jupie“, denke ich dann jeweils, „so hab ich mir schon immer meinen entspannten Morgen vorgestellt!“
Es wird aber noch besser. Kurz nachdem wieder alles geputzt ist und glänzt, hüpft die Kleine vom Stuhl und kriecht unter den Tisch, um ihre Schwester an den Füssen zu kitzeln. Ich weise sie darauf hin, wieder zurück auf den Stuhl zu gehen. In dem Moment stößt sich mein Mädchen unter dem Tisch den Kopf und beginnt zu schreien. „Aua!“, brüllt es lautstark in meine nun schmerzenden Ohren. Als es nachher Zeit ist, Zähne zu putzen und sich für den Kindergarten Schuhe und Jacke anzuziehen, stelle ich zermürbt fest, dass nach dreimaliger Wiederholung dieses Auftrags beide Kinder einander in der Wohnung hinterherrennen und die Große darauffolgend an den Kleiderschrank geht, um doch die blaue Jeans statt der pinkigen Leggins anzuziehen. Die Zeit verstreicht, und in mir kommt kurz ein kleiner Stress hoch, da sich die Wahrscheinlichkeit fürs Zuspätkommen erhöht.
Abends geht das Zubettgeh-Ritual eine ganze Stunde, obwohl ich immer wieder im Kopf habe, 20 Minuten würden den Kindern reichen, das Pyjama anzuziehen, auf die Toilette zu gehen, Zähne zu putzen und Gutenacht zu sagen.
Wie du mit deinen Erwartungen an deine Kinder am besten umgehst
Dann muss ich mir aber einfach wieder sagen:
„Hey Priska, es sind Kinder, weg mit diesen Erwartungen!“
Und schon bin ich wieder gelassener, was auch die Kinder spüren. Sobald meine Töchter nämlich merken, dass von mir kein Druck mehr kommt und ich lockerer und somit auch fröhlicher bin, verhalten auch sie sich gelassener und plötzlich geht vieles wie von selbst.
Kinder sind tagtäglichdaran, das Leben zu lernen. Sie können das, was die Erwachsenen von ihnen erwarten, nicht an einem Tag erlernen und gleich umsetzen. Es braucht Zeit und Geduld, sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.
„Alles geschieht zu seiner Zeit. Geduld ist Macht, mit Zeit und Geduld wird aus dem Maulbeerbaumblatt Seide.“, besagt ein chinesisches Sprichwort.
Sowieso sind Kinder ungebändigte Lebensenergie, sie müssen sich bewegen, spielen, Erfahrungen mit allerlei Dingen machen und dafür auch genügend Zeit haben. Da sind „Sitz-still-und-mach-schnell-Regeln“ einfach zu viel verlangt.
Dies zu akzeptieren, fällt mir zwar ab und zu schwer. Doch es geht für mich auch einfacher, indem ich mich immer wieder daran erinnere, wie es bei mir einmal gewesen ist. Als Kind habe ich vieles so gemacht, wie jetzt meine Töchter. Und ich glaube, sagen zu können, dass ich also nicht schlecht rausgekommen bin!
Welche Erwartungen auch immer du hast: Kinder sind Kinder. Du darfst einfach in ihre Fähigkeiten vertrauen und dich an den Fortschritten freuen, auch an den kleinen, und dich nicht zu sehr von den weniger erwünschten Dingen herunterziehen l
assen. Ich finde es zudem wichtig, die Momente mit den Kindern achtsam zu genießen, auch die anstrengenderen. Und wenn du noch stets eine Prise Humor dabei hast, geht alles viel einfacher.
Deine Priska
Wer ist Priska Michaud?
Priska Michaud ist zweifache Mutter und Betriebsökonomin FH. In ihrem Blog Beitrag
gibt sie dir einen Einblick in ihren Alltag als berufstätige Mama. Ihr Ziel ist es damit zu einem bewussten Umgang mit Kindern beizutragen. Priska liebt Kinder
und ihr liegt viel an einer professionellen, herzlichen Kinderbetreuung. Daher hat sie sich entschlossen sich auch beruflich für ihr Herzensthema zu engagieren und die Sweet Home Kindergrippe ins Leben gerufen.